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Persönlicher Kommentar

CO2 natürlich aus der Atmosphäre holen?

Die Wissenschaft arbeitet an Verfahren, der Atmosphäre wieder Kohlendioxid (CO2) zu entziehen*. Dr. Michael Stöhr, ÖDP und Scientists for Future Aktiver, fasst für uns das Wichtigste in Stichpunkten zusammen:

-- Je nach Szenario müssen weltweit etwa 100 bis 1000 Milliarden Tonnen CO2 bis ins Jahr 2100 aus der Atmosphäre entfernt werden. Es geht also um 1,2 bis 12 Milliarden Tonnen CO2 jährlich.

-- Dies muss zusätzlich zur Reduktion von Treibhausgasemissionen in die Atmosphäre geschehen, wobei gilt: Je weniger davon in die Atmosphäre emittiert wird, desto weniger CO2 muss anschließend wieder herausgeholt werden.

-- Neue Wälder können maximal 3,6 Milliarden Tonnen jährlich binden. Dieser Wert kann verdreifacht werden, wenn alle ehemaligen Wälder, die heute Weideflächen sind, wieder bewaldet werden. Das setzt eine drastische Reduktion des Fleischkonsums voraus.

-- Wenn die Landwirte oder -wirtinnen anders pflügen oder auf tief wurzelnde Pflanzen setzen, können beträchtliche Mengen an CO2 gebunden werden.

-- Einen weiteren Zusatzeffekt könnte Holzkohle bringen, die z. B. in Terra Preta u. a. Komposten auf die Böden ausgebracht wird. Die Verweilzeiten von Holzkohle liegen zwischen Jahrzehnten und Jahrhunderten. Außerdem kann diese so genannte Biokohle die Ernteerträge verbessern. Optimierte Landwirtschaft und Holzkohle zusammen können 2,5 bis 6 Milliarden Tonnen jährlich binden.

-- Es verbleibt jedoch eine Lücke zur Gesamtmenge an der Atmosphäre zu entziehendem CO2, die nur mit problematischen Methoden geschlossen werden kann. Problematisch wäre z. B. das flächendeckende Ausbringen CO2-bindenden Gesteinsmehls auf den Äckern der Welt, die Düngung der Ozeane u.a. 

-- Was heißt das? Die Anstrengungen zur Reduktion von Treibhausgasemissionen müssen noch stärker sein, wenn solche problematischen Methoden vermieden werden sollen, es anschließend wieder der Atmosphäre zu entziehen.

-- Zu den problematischen Verfahren gehört zusätzlich Carbon Capture Storage (CCS), denn es kann nicht gesichert werden, dass CO2 hinreichend lange in den ins Auge gefassten Untergrundspeichern verbleibt. Darum haben die meisten Bundesländer CCS bislang verboten. Im Übrigen ist CCS sehr energieaufwändig und teuer.

-- Die ÖDP fordert Klimaneutralität bis 2030 und ergänzend, unproblematische natürliche Verfahren einzusetzen, um CO2 der Atmosphäre wieder zu entziehen. Aufforstung, optimierte Landwirtschaft und Bioholzkohleausbringung in Ackerböden gehören dazu. Der 6. Sachstandsbericht des Weltklimarats zeigt, dass dies dringend erforderlich ist.

Dr. Michael Stöhr
 
*Einen guten Überblick über die verschiedenen Verfahren, CO2 der Atmosphäre wieder zu entziehen, gespickt mit vielen interessanten Zahlen, bietet die aktuelle Ausgabe von Spektrum der Wissenschaft (Die Woche Nr. 44: 44/2021 - Spektrum der Wissenschaft 2). Die Angaben in den Artikeln sind über weite Strecken dem 6. Sachstandsbericht des Weltklimarats entnommen, der im August 2021 veröffentlicht wurde.

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Wichtiger Hinweis:
Blogbeiträge stellen die persönliche Meinung einzelner Parteimitglieder dar. Diese kann in Einzelfällen von der Programmlage der Partei abweichend sein. Auch ist es möglich, dass zu einzelnen Themen und Aspekten in der ÖDP noch keine Programmlage existiert.