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Persönlicher Kommentar

In memoriam Horst Köhler

„Heute genießt gerade einmal ein Viertel der Weltbevölkerung die Früchte des wirtschaftlichen Fortschrittes. Drei Viertel wollen mit den Wohlhabenden gleichziehen… Sie eifern einem Modell nach, das wir – die westlichen Industriestaaten - in den vergangenen 150 Jahren entwickelt haben. Einem Modell, von dem wir jedoch inzwischen wissen, dass es die Tragfähigkeit der Erde überfordert, wenn alle ihm folgen.“

Dieses bemerkenswerte Zitat ist Teil einer Rede. Der in dieser Woche zu Grabe getragene Horst Köhler hat sie 2008 als amtierender Bundespräsident bei der Bundesstiftung Umwelt gehalten. Köhler war der einzige deutsche Spitzenpolitiker aus der bürgerlichen Mitte, der solche Wahrheiten öffentlich ausgedrückt hat. Jetzt erleben wir einen gefährlichen Rückfall in anti-aufklärerische Zeiten. Das hat auch damit zu tun, dass Menschen wie Horst Köhler im Zentrum der Parteienlandschaft immer sehr einsam geblieben sind.

In einer anderen, im Jahre 2009 ebenfalls bei der Bundesstiftung Umwelt gehaltenen Rede, hat der gelernte Volkswirtschaftler Köhler, der auch beruflich hohe ökonomische Funktionen ausgeübt hat, die Fixierung auf das Sozialprodukt überraschend deutlich kritisiert:

„Wichtig scheint mir auch, nach besseren Kriterien zu suchen, mit denen wir messen und beschreiben können, was eine gute Gesellschaft ausmacht. Das Sozialprodukt allein ist dazu nicht geeignet, verengt es doch den Blick auf das Wachstum dessen, was sich kaufen lässt. Unsere Lebenswelt ist aber größer als die Welt der Waren, der Mensch ist mehr als nur Konsument oder Produzent. Haben wir das schon ausreichend im Blick?“

Der abgelaufene Wahlkampf hat uns allen gezeigt, dass wir das immer noch nicht „ausreichend im Blick“ haben. Leider hat sich der Blick wieder extrem verengt! Mehr denn je starrt man auf all das, „was sich kaufen lässt“. Vor allem in der so genannten „bürgerlichen Mitte der Gesellschaft“ fehlen Menschen wie Horst Köhler. 

 

Autor/in:
Bernhard G. Suttner
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