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Persönlicher Kommentar

Karfreitagsjahr

Manche Jahre scheinen nur Karfreitage zu haben. 2022 könnte so ein Jahr werden. Der grauenhafte Krieg und die damit zusammenhängenden widerlichen Verbrechen machen es schwer, an Auferstehung, Überwindung von Tod und Leid oder auch nur an heiteren Frühlingsaufbruch zu denken. 

Freilich unterscheidet sich das aktuelle Jahr nur für uns Mitteleuropäer von anderen Jahren: Das Grauen ist uns nahe gerückt - in der Ferne waren die Jahre vor 2022 auch nicht besser. Und wenn man den Zeithorizont ausweitet und auf Jahrzehnte, Jahrhunderte und Jahrtausende zurückblickt, scheinen die Jahre der unbeschwerten Osterfeiern seltene Ausnahmen zu sein. 

Sind wir verwöhnten „Nachkriegsgenerationen“ (was für ein falsches Wort!) einfach nur zu wenig sensibel gewesen, um den fast immerwährenden Krieg der Menschen untereinander und der Menschheit gegen die anderen Lebewesen richtig wahrzunehmen? Es sieht so aus. 

Dieser Text ist nicht dazu da, missionarisch zu sein und für meine Religion zu werben, zumal Christen in der Geschichte ja immer wieder selber „Karfreitagsjahre“ organisiert haben. Dennoch möchte ich feststellen: Wer einen nackten, grausam gefolterten und dann am Kreuz hingerichteten Menschen (nicht nur den auferstandenen Sieger über den Tod!) zeigt und verehrt, wer Karfreitag und Ostern in einem untrennbaren Zusammenhang feiert, der bietet keine illusionäre „heile-Welt“-Lehre oder gar ein "Ideal der strotzenden Kraft und Perfektion" an, sondern ist nahe an der menschlichen Existenz.

Gegen die bedrückende Wirklichkeit brauchen wir den Blick auf Karfreitag und Ostersonntag als Motivation für Widerstand und helfende Taten. 

In diesem Sinne wünsche ich uns allen, dass der Ostermoment auch 2022 spürbar werde. 

Autor/in:
Bernhard G. Suttner
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Wichtiger Hinweis:
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