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Persönlicher Kommentar

Zielort Griechenland?

Für manche Leute ist derzeit Griechenland das Land ihrer Sehnsüchte. Nicht weil man sich auf den Urlaub freut – nein, ganz im Gegenteil: Wegen der dort angestrebten 6-Tage-Arbeitswoche! Das wäre doch auch für Deutschland ein schönes Ziel, meinen Ökonomisten. Steht doch schon in der Bibel: „6 Tage sollst du arbeiten…“. 

„Hellas light“ findet sich im aktuellen Regierungs-Entwurf für den Bundeshaushalt: Überstunden steuer- und sozialabgabenfrei! Lasst uns also tüchtig in die Hände spucken.

Wer die 6-Tage-Arbeitswoche und viele weitere Überstunden ermöglichen will, soll bitte gleich daran denken, dass dann auch Kitas, Schulen und alle Betreuungseinrichtungen sehr viel länger (auch am Samstag!) geöffnet sein müssen. Sonst können die fleißigen Arbeitskräfte ihre Kinder nicht abgeben. In den Kitas herrscht zwar schon jetzt dramatische Überlastung - was soll´s: Hauptsache mehr Produktion! 

Mehr Arbeitszeit wird auch bedeuten, dass die Familienzeit für Partnerschaft und für das (Er-)Leben mit den Kindern, aber auch für Pflege und Betreuung weiter verknappt wird. Familie wird dann halt noch ein wenig stressiger. Was soll´s? Hauptsache mehr Produktion! 

Auch die Ehrenamtszeit in Vereinen, bei Hilfsorganisationen, Kirchengemeinden und kulturellen Initiativen wird knapper werden. Was soll´s? Hauptsache mehr Produktion.

Die Befürworter der intensiveren Arbeitsorientierung bringen ein einfaches Argument vor: Bei schrumpfender Bevölkerung muss der verbleibende Teil länger arbeiten – sonst wird das nichts mit der Wohlstandssteigerung und der Rentensicherung. 

Wie lange wollen wir eigentlich die grundsätzliche Debatte über Ziele und Sinn von Ökonomie noch aufschieben? Soll die Konzentration auf den ökonomischen Sektor des Lebens wirklich alles dominieren? Arbeiten um zu leben oder leben um zu arbeiten?

Autor/in:
Bernhard G. Suttner
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