Pressemitteilung
Rathauslotsen: Wegweiser zum Volksbegehren
Menschen bewegen Menschen für den Artenschutz – Bayernweit bereits knapp 1.800 Freiwillige gemeldet
München/Hilpoltstein, 07.01.2019 - In Windeseile bauen derzeit die Initiatoren des Volksbegehrens Artenvielfalt die erforderlichen Strukturen auf, um die Abstimmung zum Erfolg zu führen. Bayernweit formieren sich Aktionskreise, die in ihrem Wahlbezirk die Trommel für das Volksbegehren rühren. Großes Gewicht kommt dabei den Rathauslotsen zu. Das sind Ehrenamtliche, die sich während der "heißen" Phase der Eintragung vor den Rathäusern aufhalten sollen, in denen die Unterschriftenlisten ausliegen. Ihre Aufgabe: Passanten auf das Volksbegehren anzusprechen und sie zu ermuntern, ihre Unterschrift zu leisten. "Das Konzept 'Menschen bewegen Menschen' hat schon bei anderen, ähnlichen Aktionen Erfolge beschert", so Agnes Becker, die Beauftragte des Volksbegehrens und Stellvertretende Vorsitzende der ÖDP Bayern.
Mit Sandwich-Plakaten, Ständen, Bienenkostümen und Bienenperücken, teilweise auch sogenannte Beachflags - tragbare, an Rucksäcken befestigte, gut sichtbare Fahnen - werden die Rathauslotsen auf sich und ihr Anliegen aufmerksam machen. Obwohl es um den bedrohten und massiv dezimierten Reichtum an wilden Tieren und Pflanzen generell geht, werden die Lotsen vor allem die Biene, das Symboltier des Volksbegehrens, als Erkennungszeichen nutzen.
Die Herausforderung ist sportlich. Vom 31. Januar bis zum 13. Februar 2019 müssen sich eine Million bayerische Bürger persönlich und unter Vorzeigen ihres Personalausweises in die Unterschriftenlisten eintragen. Für die Aktionskreise bedeutet das: "Pro Rathaus müssen wir mit den Rathauslotsen rund 90 Stunden Zeit abdecken, das bedeutet 45 Personen à 2 Stunden - ob es schneit, klirrend kalt ist oder regnet", so der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer. Bayernweit werden für insgesamt 10 000 Stunden Einsatzzeit Lotsen gebraucht.
Rathauslotsen sind Rathaushelden
Die Suche nach Freiwilligen läuft daher auf Hochtouren, das Motto lautet: Schenk den Bienen zwei Stunden Deiner Zeit - werde ein Rathausheld! Auch minderjährige Personen, also Kinder und Jugendliche, können zu Rathaushelden werden. "Der Kampf für den Erhalt unserer Tier- und Pflanzenarten kennt keine Altersgrenzen - im Gegenteil. Ich freue mich über alle engagierten Schülerinnen und Schüler, die uns Erwachsene daran erinnern, dass sie später auch noch in einer intakten und artenreichen Umwelt leben wollen", betont Ludwig Hartmann, der Fraktionsvorsitzende Bündnis 90/Die Grünen im bayerischen Landtag.
Bereits 1.800 Freiwillige gemeldet
BN-Vorsitzender Richard Mergner kann über die Akquise schon Positives berichten: "Die ersten Rathauslotsen haben sich bereits bei ihren Aktionsbündnissen vor Ort gemeldet. Bayernweit haben sich so schon knapp 1.800 Personen registriert." Darunter auch einige bekannte Persönlichkeiten wie der Öko-Pionier Karl Ludwig Schweisfurth und die Schauspielerin Nina Eichinger."
Wer Rathauslotse oder -lotsin werden will, kann sich bei den lokalen Aktionskreisen in den verschiedenen Wahlbezirken melden oder unter www.volksbegehren-artenvielfalt.de/rathauslotse-werden
Hintergrund
Über das Volksbegehren Artenvielfalt - Rettet die Bienen!
Das Volksbegehren ist ein Mittel der direkten Demokratie. Es ermöglicht Bürgern die Einbringung eines Gesetzesentwurfs in den Bayerischen Landtag. Die erste Hürde ist überwunden: Knapp 100.000 Menschen haben in der ersten Zulassungsphase für das Volksbegehren unterschrieben, im Oktober wurde es vom Innenministerium zugelassen. Jetzt müssen sich vom 31. Januar 2019 bis zum 13. Februar 2019 eine Million Wahlberechtigte persönlich in den Rathäusern in Listen eintragen, um das Volksbegehren Artenvielfalt erfolgreich zu machen. Online ist dies nicht möglich. Zur Eintragung muss der gültige Ausweis vorgelegt werden. Zum Trägerkreis des Volksbegehrens Artenvielfalt - Rettet die Bienen! gehören die Ökologisch-Demokratische Partei Bayern (ÖDP), der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV), das Bündnis 90/Die Grünen Bayern und der BUND Naturschutz in Bayern. Ein breites gesellschaftliches Bündnis von mehr als 100 Organisationen, Unternehmen, Verbänden und Parteien unterstützen diese direktdemokratische Initiative für ein neues Naturschutzgesetz in Bayern.
Die Kernforderungen des Volksbegehrens Artenvielfalt - Rettet die Bienen!
Ziel des Volksbegehrens ist es, Regelungen im bayerischen Naturschutzgesetz zu verankern, die die Artenvielfalt retten. Die Kernforderungen: die bayernweite Vernetzung von Lebensräumen für Tiere; die Erhaltung von Hecken, Bäumen und kleinen Gewässern in der Landwirtschaft; der Erhalt und die Schaffung blühender Randstreifen an allen Bächen und Gräben; der massive Ausbau der ökologischen Landwirtschaft; die Umwandlung von zehn Prozent aller Wiesen in Blühwiesen; die pestizidfreie Bewirtschaftung aller staatlichen Flächen; die Aufnahme des Naturschutzes in die Ausbildung von Land und Forstwirten.
Die Aktionsbündnisse
Bayernweit kämpfen 80 Aktionsbündnisse in den Gemeinden für eine Wende im bayerischen Naturschutz. Alle Interessierten sind aufgefordert mitzumachen. Auf der Website des Volksbegehrens Artenvielfalt www.volksbegehren-artenvielfalt.de findet man die Möglichkeit, Kontakt aufzunehmen.
Das Artensterben
Wissenschaftliche Studien belegen, dass in Bayern immer mehr Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht oder bereits verschwunden sind. Besonders betroffen sind die Insekten, die unter anderem für das Überleben der Menschheit als Bestäuber von Nahrungspflanzen existenziell wichtig sind. 54 Prozent aller Bienen sind bedroht oder bereits ausgestorben, 73 Prozent aller Tagfalter sind verschwunden, über 75 Prozent aller Fluginsekten sind nicht mehr da. Unter anderem in Folge des Insektenschwundes leben in Bayern nur noch halb so viele Vögel wie vor 30 Jahren. Diese dramatische Entwicklung will das Volksbegehren Artenvielfalt stoppen.